Der Verband markenunabhängiger Mobilitäts- und Fuhrparkmanagementgesellschaften e. V. (VMF) hat gemeinsam mit Promotor XD eine Studie zum Thema „Industrialisierung des Gebrauchtwagenmarkts“ veröffentlicht. Die Studie geht der Frage nach, wie sich die Gebrauchtwagenwertschöpfungskette verändern wird und zeigt auf, welche Handlungsempfehlungen sich daraus für Leasinggesellschaften und Banken ergeben.  

Der deutsche Automarkt ist noch immer von den Auswirkungen unterschiedlicher Krisen betroffen. Die Coronapandemie, Lieferengpässe und der Ukraine-Krieg hatten beziehungsweise haben Einfluss auf die Lieferketten und verunsichern Unternehmen wie Konsumenten gleichermaßen. Doch der Automobilsektor wird auch durch den Wandel aufgrund von technologischen Neuerungen wie autonomes Fahren, vernetzte Autos und Elektrifizierung bestimmt. Diese drastischen Änderungen haben ebenfalls erhebliche Auswirkungen auf den Gebrauchtwagenmarkt. Ein weiterer Faktor, der das Gebrauchtwagengeschäft verändern wird, sind die strategischen Überlegungen der Hersteller, ein Agenturmodell für den Vertrieb einzuführen.

Insbesondere das eingeschränkte Neuwagenangebot führte ab Mitte 2021 zu einem rapiden Preisanstieg für Gebrauchtwagen (+25,9 Prozent bis Januar 2023). Junge Gebrauchtwagen wurden als Ersatz für Neuwagen verstärkt nachgefragt. Von Dezember 2015 bis Frühjahr 2023 sind die Listenneupreise im Durchschnitt um 42,8 Prozent gestiegen. „Das alles wird vor dem Hintergrund der Inflation, erst später steigenden Einkommen, längeren Nutzungszeiten durch weniger gefahrene Kilometer, aber auch durch ein vorsichtiges Investitionsverhalten verunsicherter Unternehmen und Verbraucher zu einer geringeren Nachfrage an Gebrauchtwagen führen“, resümiert Andreas Serra, Geschäftsführer von Promoter XD.

Innovationen beeinflussen Gebrauchtwagenentwicklung

Die Studie des VMF gliedert sich in drei Abschnitte. Der erste Teil liefert eine fundierte Bestandsaufnahme des Gebrauchtwagenmarkts. Dabei wird besonders auf die Auswirkungen der Pandemie und des Chipmangels auf die Fahrzeugmärkte aufmerksam gemacht. Gleichzeitig arbeitet die Studie heraus, welche Trends und Technologien mittel- bis langfristig Auswirkungen auf Gebrauchtwagen haben werden. Als wesentliche Einflussfaktoren auf mittlere Sicht werden in der Studie unter anderem das Agenturmodell, staatliche Regularien hinsichtlich der CO2-Reduzierung sowie der Wegfall der Förderungen für Elektroautos identifiziert. Langfristig werden sich vor allem das Verbrenner-Aus und das autonome Fahren auf den Gebrauchtwagenmarkt auswirken.

Der zweite Teil der Studie setzt sich mit der Wertschöpfungskette im Gebrauchtwagenbereich auseinander. Zudem geht es um die Rolle von Innovationen und neuen Marktplayern. Der dritte Teil untersucht die Konsequenzen, aber auch die Potenziale für Leasinggesellschaften und Banken. Die Erkenntnisse aus den ersten beiden Kapiteln werden zudem in Handlungsempfehlungen überführt. Der VMF und Promotor XD zeigen, dass die Automobilindustrie kurz- bis mittelfristig in Deutschland noch vor schwierigen Zeiten steht. „Der Autohandel muss sich auf einen Nachfrageeinbruch gefasst machen. Das wird längere Standzeiten, steigende Kosten und Zinsbelastungen mit sich bringen. Außerdem sehen wir, dass die Gebrauchtwagenwertschöpfungskette in wenigen Jahren nicht mehr ausschließlich von An- und Verkauf sowie Werkstattdienstleistungen vor Ort bestimmt wird. Am Ende werden die Unternehmen erfolgreicher sein, die ihre Produkte und Dienstleistungen während der Nutzung von Pkws anbieten können“, betont Frank Hägele, Vorsitzender des VMF.

Mehr zum Thema: Andrea Serra im Interview zum Gebrauchtwagenmarkt auf Themen-Radio: https://www.themen-radio.de/2023/gebrauchtwagenmarkt-veraendert-sich/

Die Studie kann über die VMF-Homepage gegen eine Schutzgebühr angefordert werden (https://www.vmf-verband.de/service/#studien).