Ist Elektromobilität wirklich die einzige Zukunft?

Der Verband markenunabhängiger Mobilitäts- und Fuhrparkmanagementgesellschaften e.V. (VMF) traf sich Ende 2019 mit gut 40 Vertretern seiner mittlerweile neun Executive-Mitglieder und elf Premiumpartner zum 8. VMF-Branchenforum in München. Im Fokus stand die Frage, wie kompatibel die Elektromobilität und die Ladeinfrastruktur mit den Klimaforderungen der EU und der aktuellen Dieselthematik wirklich ist und welche Herausforderungen zu lösen sind. Brandaktuelle Themen, wie der Verband sie immer wieder aufgreift. „Mittlerweile ist er zum größten Mobilitätsverband in Deutschland avanciert“, sagt Marcus Schulz, Vorstandsvorsitzender des VMF, in seiner Begrüßungsrede. Und das nicht nur aufgrund der mittlerweile rund 700.000 betreuten Fahrzeuge – gemäß Veröffentlichungen der Executive-Mitglieder. Marcus Schulz sieht auch die gesellschaftliche Verantwortung des VMF, der sich dieser gerne stellt.

VMF kooperiert mit der Kanzlei Voigt Düsseldorf

Da nicht nur der Markt, sondern auch der rechtliche Teil immer komplexer wird, kooperiert der VMF seit Kurzem mit der Kanzlei Voigt, die über eine hohe Expertise im Verkehrs- und Fuhrparkrecht verfügt und in der Veranstaltung über aktuelles aus dem Fuhrparkrecht aufklärte.

In seiner Einführung bekräftigt Marcus Schulz, dass die fortschreitende Digitalisierung und das autonome Fahren die nahen Zukunftsthemen seien. Bedeutende Herausforderung für alle Marktteilnehmer der automobilen Branche, sei es, die finanziellen Ertragsmöglichkeiten beispielsweise bei der Elektromobilität zu erhalten, aber auch die zunehmende Regulatorik. Zudem die Schwerpunktverschiebung weg von Verbrennungsmotoren hin zu anderen Antriebsarten mit allen aktuell offenen Fragen im Fokus zu behalten. Das Reiseziel ist noch ungewiss. Gewiss ist, so Schulz, dass sich niemand in der Branche ausruhen darf, um nicht das gleiche Schicksal als Marktteilnehmer zu erleiden wie namhafte Mobilfunkfirmen in der Vergangenheit in Deutschland erlitten.

Fuhrpark und Umwelt – kann mit den aktuellen Ist-Lösungen die Soll-Situation erreicht werden?

Mit seinem Vortrag „Zwischen Klimapaket und Dieselfahrverbot – Aktuelle politische Entwicklungen im Verkehrssektor“, zeigte Christian Schlenk, Political Affairs and Government Relations, der Robert Bosch GmbH, Berlin, den Status quo der beiden vordergründig getrennten Themenbereiche „Klimaschutz“ und „Luftqualität in Städten“ auf. In Folge des Pariser Klimaabkommens muss der CO2-Ausstoß bis 2050 im Verkehrssektor auf Netto-Null abgesenkt werden. Die Bundesregierung plant, als Regulierungsmaßnahme bis 2025 einen nationalen CO2-Zertifikathandel mit Fixpreisen einzuführen, der sich indirekt ab 2021 auch auf die Spritpreise auswirken wird. Die Kfz-Steuer bei Neuwagen wird sich dadurch ebenfalls erhöhen, da sie sich am CO2-Ausstoß bemisst. Die Lenkungswirkung beim Verbraucher sieht Bosch allerdings als gering an und befürwortet eine technologieoffene Herangehensweise: batterieelektrische Lösungen neben effizienten Verbrennungsmotoren, Brennstoffzellenantriebe sowie treibhausgasreduzierenden Kraftstoffen.

Nachahmenswert sieht der VMF die Initiative von Bosch, in gemeinsamen Projekten mit Kommunen und Firmen zur Verbesserung der Luftqualität zusammenzuarbeiten, um großflächige Dieselfahrverbote zu vermeiden. Die Verstetigung des Verkehrs durch Verkehrsoptimierungen, welche unnötige Anfahr- und Bremsvorgänge maßgeblich verringern, welche den meisten Stickstoffdioxid-Ausstoß (NO2) verursachen, ist eine der Maßnahmen dabei.

Lange lebe der Dieselantrieb – Antriebslösungen der Zukunft

Weitere Mobilitätsansätze erläutert Dr. Stefan Bareiss von der PKW-Systementwicklung der Robert Bosch GmbH, Stuttgart, in seinem Vortrag „Technologieoffene Lösungsansätze für die Mobilität der Zukunft“. Bosch erwartet, dass selbst 2030 noch rund drei Viertel der weltweit produzierten PKW einen Verbrennungsmotor haben werden. Mit Blick auf die CO2-Ziele braucht es daher effiziente technische Lösungen für Neufahrzeuge. Für die Bestandsfahrzeuge könnten CO2-neutrale synthetische Kraftstoffe und fortschrittliche Biokraftstoffe eine sofortige positive Wirkung im CO2 zeigen. Vor diesem Hintergrund werden moderne Dieselantriebe weiterhin als wichtiger Bestandteil für den Antriebsmix der Zukunft gesehen. Im Vergleich zu einem Benzinfahrzeug gleicher Klasse und Leistung stößt ein effizienter Dieselantrieb weiterhin rund 15 Prozent weniger CO2 aus; zudem hat er geringere Anschaffungs- und Unterhaltskosten.

Komplexität bei der Ladeinfrastruktur für Elektromobilität VMF

Head of Key Account Management Mona Litz von The Mobility House, München gibt in ihrem Vortrag „Kostenfalle Ladeinfrastruktur für Elektroautos – Was ist bei Planung und Aufbau zu beachten?“ wertvolle Umsetzungstipps. Beispielsweise sollten bei der Planung und Implementierung einer Ladelösung für E-Fahrzeuge Mobilitätsmanager und -managerinnen auf Smart Charging setzen. Intelligente Ladestationen und Lade- und Energiemanagement-Systeme sind flexibel erweiterbar und ermöglichen einen wirtschaftlichen und zuverlässigen Betrieb. Zudem bilden sie auch die Basis für Vehicle-to-Grid Anwendungen. Indem Fahrzeugbatterien als Zwischenspeicher intelligent in das Energiesystem eingebunden werden, kann der Anteil erneuerbarer Energien gesteigert und das Stromnetz entlastet werden. Die Elektrofahrzeugbatterien geben den Strom bei Engpässen wieder ab und nehmen ihn bei Überproduktionen auf.

Flotten im europäischen Vergleich – Dataforce und die Antriebslösung in Zukunft

Marc Odinius, Geschäftsführer der Dataforce Verlagsgesellschaft für Business Informationen mH, Frankfurt, zeigt in seinem Vortrag „Endspurt Flottenmarkt 2019 – Elektro und SUV im Fokus“ u. a., dass Deutschland bei Neuzulassungen den bisherigen europäischen Marktführer Großbritannien im Flottenmarkt überholt hat. Spitzenreiter sind weiterhin die Norweger mit bereits 58% alternativer Antriebe in Flotten.