Probleme und Chancen der E-Flotte / Intensiver Branchenaustausch zu Innovationen / Netzwerken wieder möglich / Zukunft der Mobilität

Bad Homburg, Juli 2022. Der Verband markenunabhängiger Mobilitäts- und Fuhrpark­management­gesellschaften e. V. (VMF) setzte seine Branchenforum-Reihe fort. Die 13. Veranstaltung stand diesmal im Zeichen der Elektromobilität, beleuchtete Innovationen und gab einen Überblick über Probleme und Chancen der alternativen Antriebsmöglichkeit. Expert:innen aus der Mobilitätsbranche kamen nach Bad Homburg, um sich über die Entwicklungen im Markt auszutauschen und intensiv mit Elektromobilität zu beschäftigen.

Zum ersten Mal seit Beginn der Coronapandemie tagte das zweimal im Jahr stattfindende Branchenforum wieder vollkommen in Präsenz. Als „Initialzündung“ gab es zum Start des Forums eine Präsentation der Feuerwehr Bad Homburg. Die Feuerwehrmänner zeigten die Bergung eines verunfallten Elektroautos mit dem Recover-E-Bag, einer innovativen Entwicklung aus Hessen. „Fahrzeugbatterien von Elektroautos können sich auch noch lange nach einem Brand erneut entzünden. Das soll die konsequente Kühlung durch den Recover-E-Bag verhindern“, erklärte Alexander Djendoubi, Wachabteilungsleiter von der Feuerwehr Bad Homburg. Nach diesem spannenden Einblick in die Arbeit der Feuerwehr begann der Konferenzteil des Branchenforums. VMF-Vorsitzender Frank Hägele, blickte zunächst auf ein erfolgreiches Jahr 2021 zurück und unterstrich aber auch, dass die Branche derzeit erhebliche Herausforderungen erlebt. Nach der Halbleiterkrise mit langen Lieferzeiten und in der Folge steigenden Neupreisen kamen Lockdowns in China und der Ukraine-Krieg, der die Industrie erheblich beeinträchtige. „Der Slogan des VMF ‚Experten für Mobilität im Wandel‘ bekommt jetzt eine ganz neue Bedeutung“, so Hägele.

Geschäftsstellenleiter Dieter Brandl, berichtete über die Projekte und Aktivitäten 2021, wie die komplette Überarbeitung der zur „Die Faire Fahrzeugbewertung“ gehörenden Schadenkataloge für Pkw und Transporter. Er gab einen Überblick über neue und potenzielle Premiumpartner, neue geplante Studienprojekte und Webinar-Angebote, bei denen Fach-Expert:innen der Mitglieder und Partner eingebunden werden. Im Anschluss startete das weitere Programm mit speziellen Vorträgen zum Thema Elektromobilität.

Was die Branche bewegt:
Elektrifizierung ist ein komplexes Thema

Eine wesentliche Herausforderung im Zusammenhang mit der Elektromobilität ist der Alterungsprozess und die damit verbundene Lebensdauer von Batterien, die den Restwert der Elektrofahrzeuge stark beeinflussen. Das hat Martin Dillinger, Experte für alternative Antriebe beim TÜV Rheinland, aufgegriffen und referierte zum „Battery Quick Check“. „Ein zunehmendes Problem kann der Markt für gebrauchte E-Fahrzeuge werden. Es benötigt klare Signale und Transparenz zum Zustand der Batterie. Die Aussage über den Gesundheits­zustand ist grundlegend, um eine monetäre Bewertung möglich zu machen“, betonte Dillinger. Eine Studie des TÜV Rheinland vom September 2020 zeigte, dass 92,4 Prozent der Befragten ein Batteriezertifikat zum Gesundheitszustand der Antriebsbatterie fordern, bevor sie sich für ein gebrauchtes Elektrofahrzeug entscheiden würden. Dieses schaffe aber nicht nur Vertrauen bei Endverbraucher:innen, sondern mache sich auch bei Leasinggesellschaften und dem Autohandel bezahlt, so Dillinger.

Einem ebenso wichtigen, wenn auch oft unterschätzten Thema widmete sich der Vortrag von Rechtsanwalt Henning Hamann, Geschäftsführer, und Inka Pichler, Fachanwältin für Verkehrsrecht von der Kanzlei Voigt. Unter dem Titel „Rechtliche Voraus­setzun­gen der Elektromobilität“ gaben sie einen Überblick über die Regelungen, die es zu beachten gibt. Neben Aspekten des Arbeits- und Sozialrechts, des Mietrechts und des Zivilrechts, kommen auch Fragen des Versicherungsrechts und steuer­rechtliche Aspekte zum Tragen. „Man muss präventiv den Weg ebnen, dann ist auch das Thema Elektromobilität juristisch kein Problem mehr“, so Pichler.

Ladesäuleninfrastruktur voranbringen

Der Vortrag mit dem Titel „Rollenmodell und Herausforderungen im Geschäftsfeld Elektromobilität am Beispiel der EnBW“ von Peter Siegert, Vertriebsmanager E-Mobility bei EnBW, zeigte die Elektromobilitätsstrategie des Energieunternehmens. Die Elektromobilität sei der Grundbaustein eines nachhaltigen Verkehrskonzeptes. Deswegen sei ein Umdenken nötig, so Siegert. Strom laden sei nicht wie das Tanken. Man lade nicht, wenn es leer sei, sondern wenn man stehe – zu Hause, beim Arbeitgeber, beim Handel, in Städten oder während kurzen Pausen auf der Langstrecke. Aus diesem Grund baue die Strategie der EnBW auf den Ausbau von Schnellladesäulen. „Die Ladeinfrastruktur ist ausschlaggebend für die Zukunft der Elektromobilität. Schnelles Laden passt optimal in den Alltag der Menschen“, betonte Siegert.

Dass Ladesäulen ein wichtiges Mittel im Elektromobilitätskonzept sind, dass zeigte auch das DAT-Barometer im Vortrag „Cars are talking. Are you listening?“. Raphael Dammann, Head of Sales Strategy, Christian Ruppel, Key Account Manager, beide  DAT, und Yannick Lober, Head of Business Development bei der Beteiligungsgesellschaft High Mobility stellten die wichtigsten Ergebnisse aus der Fuhrparkleiterbefragung im April 2022 vor. Dabei zeigte sich nicht nur, dass 84 Prozent der Befragten Ladesäulen im Unternehmen haben, sondern auch, dass 100 Prozent mindestens einen Pkw mit alternativem Antrieb im Flottenbestand haben. Der Kern des Vortrags beschäftigte sich allerdings mit Live-Fahrzeugdaten, die High Mobility ohne Einsatz von Dongles harmonisiert und den Fuhrparkverantwortlichen zur Verfügung stellt. Lober erläuterte, dass dadurch Aussagen über anfällige Services, Fahrzeugfehler und Warnsignale getroffen werden könnten und Benachrichtigungen bei Diebstahl oder Unfällen verschickt werden würden.

Alternativen zum Elektroauto nicht aus dem Blick verlieren

Weniger technisch und wieder stärker auf eine Langzeitstrategie ausgerichtet war der Vortrag „Elektrisiert? Quo vadis Shell?“. Daniel Bernicke, Vertriebsleiter Shell Fleet Solutions Leasing, sprach nicht nur von Herausforderungen der Elektromobilität, sondern auch von Chancen. „Durch Förderprogramme und eine geeignete Infrastruktur können wir eine höhere Marktakzeptanz erzielen. Wenn die Reichweitenangst genommen wird, dann sehen die Leute die Elektromobilität als Möglichkeit“, unterstrich Bernicke. Shell setze deshalb auf den Ausbau von Schnellladesäulen, um die Ladeinfrastruktur zu verbessern. Gleichzeitig versteife man sich nicht nur auf die Elektromobilität, sondern gebe auch anderen Antriebs-Alternativen eine Chance. Das große Ziel von Shell: Emissionen senken durch Vermeidung, Reduzierung und Kompensation.

Zum Abschluss des Branchenforums skizzierte Hägele zusammenfassend noch einmal die Herausforderungen und betonte: „Für uns ist es wichtig, ein gutes und kluges Branchennetzwerk aufzubauen, um mit vereinter Kraft etwas zu bewegen. Wir sind daher an einer aktiven Einbindung der Premiumpartner und einer intensiven Zusammenarbeit interessiert“. Aus diesem Grund hatten die Partner die Möglichkeit, sich in kurzen Beiträgen vorzustellen. Die Premiumpartner des VMF, Globalmatix, PS-Team, AFC und Drivers Care präsentierten passende und spannende Neuigkeiten zu Produkten und Dienstleistungen aus ihren Unternehmen.