Im neusten Betrag in der Ausgabe 01/2022 des Flottenmanagements blickt unser Vorstandsvorsitzender Frank Hägele auf das neue Jahr 2022.

2021 war für den deutschen Automarkt ein sehr herausforderndes Jahr. Gegenüber dem schon enttäuschenden ersten Corona-Jahr 2020 (minus 19,1 Prozent gegenüber 2019) gingen die Zulassungszahlen noch einmal stark zurück. So wurden im November 2021 etwas mehr als 198.000 Pkw neu zugelassen – rund 32 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Deutliche Anstiege konnten alternative Antriebe verzeichnen. Von den bis einschließlich im Oktober 2021 insgesamt zugelassenen Pkw entfiel darauf ein Anteil von 41 Prozent. Neuwagen mit Elektroantrieb, also Fahrzeuge mit ausschließlich elektrischer Energiequelle (BEV), Plug-in-Hybrid oder Brennstoffzelle, machten knapp ein Viertel aller Neuzulassungen aus. Das bedeutet ein Plus gegenüber dem Vorjahreszeitraum von über 130 Prozent. Elektrofahrzeuge haben also endgültig die Nische verlassen und sind auch in den Fuhrparks angekommen.

Forciert wird diese Entwicklung in Richtung alternativer Antriebe auch durch die Verpflichtung aller 27 EU-Mitgliedsstaaten, ihre Emissionen bis 2030 gegenüber dem Stand von 1990 um mindestens 55 Prozent zu senken. Auch die bei der Weltklimakonferenz in Glasgow gefassten Beschlüsse für mehr Tempo beim Klimaschutz beschleunigen den bergang vom Verbrenner zu alternativen Antrieben. In Deutschland sind die staatlichen Förderungen alternativer Antriebe durch den BAFA-Umweltbonus und die Innovationspr mie wesentliche Treiber dieser Entwicklung.

Chipkrise bremste Zulassungszahlen zusätzlich

Zu den sowieso schon gravierenden Auswirkungen der Corona-Krise auf den Automarkt kam ab Sommer 2021 der Engpass bei der Chipproduktion. Diese Lieferengpässe wirkten sich immer stärker auf die Automobilbranche aus. Mittlerweile müssen Kunden mehrere Monate bis deutlich über ein Jahr auf ihre Fahrzeuge warten. Diese Engpässe stellten auch Fuhrpark- und Mobilitätsdienstleister vor große Herausforderungen, um ihren Kunden eine adäquate Mobilität zu gewährleisten.

Entwicklungen reichen bis weit ins Jahr 2022 hinein

Die im Herbst 2021 durch die Chipkrise beschleunigte Abwärtsentwicklung bei den Zulassungszahlen wird auch das kommende Jahr entscheidend prägen. Die Zulassungszahlen werden bis Sommer 2022 zurückgehen und die Lage der Mobilitätsbranche zunehmend verschärfen. Viele Marktbeobachter gehen sogar davon aus, dass erst ab 2023 die erforderlichen Kapazitäten bei den Chipherstellern wieder verfügbar sind und damit eine deutliche Besserung der Situation auch für die Automobilbranche eintritt. Die Auswirkungen dieser Situation betreffen die komplette Automobilbranche direkt, aber auch nahezu alle Unternehmen werden diese spüren. Den Herstellern fehlen die entsprechenden Auslieferungen, Zulieferer leiden unter Umsatzverlusten durch nicht abgerufene Teile, Logistikern fehlen die Aufträge, Autohändler können keine Rechnungen schreiben und der Gebrauchtwagenmarkt wird bei einem immer knapper werdenden Angebot zunehmend hart umkämpft. Die Mobilität wird teurer werden.

Für die Fuhrparks der Unternehmen wird sich die Lage weiter zuspitzen. Es wird immer schwieriger, die entsprechende Mobilität sicherzustellen, und die Kostenpositionen werden steigen. Doch nicht nur die Engpässe in der Automobilindustrie werden die Mobilität aller Unternehmen beeinflussen. Auch die Entwicklung auf den Energiemärkten wird für eine Verteuerung der Mobilität sorgen.

Was die Verteilung der Zulassungszahlen auf die Antriebsarten angeht, wird sich der Trend, der sich schon im Jahr 2021 abgezeichnet hat, weiter fortsetzen und noch mehr an Dynamik zugunsten alternativer Antriebe gewinnen. Dafür werden auch die politischen Rahmenbedingungen durch die Fortführung der Innovationsprämie sorgen. Was wir schon im Bereich der Pkw beobachten konnten, wird sich auch auf Nutzfahrzeuge auswirken, die bisher nur eine untergeordnete Rolle, zum Beispiel bei Elektroantrieben, spielten.

Trotz der geschilderten Herausforderungen – Corona- Pandemie und Chipmangel – werden sich für die Leasing-, Autovermieter- und Mobilitätsbranche 2022 auch weiterhin attraktive Marktchancen bieten. Grund dafür ist die große Bedeutung persönlicher, individueller Mobilität vor dem Covid-19-Hintergrund. Das belegt auch eine Umfrage des ADAC aus dem Oktober 2021 zur Veränderung der Mobilität infolge von Corona. Demnach nutzt etwa jeder Dritte Bus und Bahn weniger oder überhaupt nicht mehr.

Die Rolle des Verbands markenunabhängiger Mobilitäts- und Fuhrparkmanagementgesellschaften e. V. (VMF)

Der VMF fungiert als Support- und Ideenfabrik für seine Mitglieder und Partner. Als Verband stärkt er die Präsenz von Anbietern und Dienstleistern im Mobilitätssektor sowohl im Markt als auch in der Öffentlichkeit. Zusätzlich schafft er Projektsynergien und sorgt für einen laufenden digitalen und persönlichen Fachaustausch. Die Mitglieder des VMF sind Leasing- und Fuhrparkmanagementgesellschaften sowie Autovermieter. Sie profitieren von der Stärke und dem Vorsprung im Markt durch ein fundiertes Branchennetzwerk mit hoher Marktrelevanz. Dazu gehören auch die Aufbereitung und der Transfer von Wissen und die Schaffung von Projektsynergien. Die Premiumpartner, die die Verbandsarbeit aktiv mitgestalten, sind mit ihren Produkten und Dienstleistungen an allen relevanten Punkten der Mobilitäts-Journey positioniert.

Sowohl die Mitglieder als auch die Premiumpartner werden sich auch 2022 in einem durch die Corona-Pandemie und den Chipmangel gekennzeichneten Umfeld bewegen. Bei diesen Herausforderungen möchte der Verband sie mit seiner Expertise unterstützen. Dabei hilft auch die neue Positionierung „Experten für Mobilität im Wandel“.

Die Herausforderungen, aber auch die Chancen, die die derzeitigen Entwicklungen mit sich bringen, sollen 2022 in zwei hochkarätig besetzten Branchenveranstaltungen diskutiert werden. Im gegenseitigen Austausch werden dabei die Themen der Branche diskutiert, um dadurch Orientierung und Handlungsoptionen aufzuzeigen. Daneben wird es auch wieder Studien und Whitepaper geben, die wichtige Aspekte der Branche zum Inhalt haben werden, wie zuletzt die im November 2021 veröffentlichte Marktstudie zu Auto-Abos.